Selbstauskunft

Wie würden Sie Ihre Werke in drei Worten beschreiben?
Schwer. Tiefgehend. Inspirierend.

 

Und wie Ihre künstlerischen Entwicklungsphasen?
Verwirrt. Begeistert. Intensiv.

 

Warum ist Holz - warum Eichenholz - das zentrale Element?
Das Eichenholz ist einmalig - es hat so viele Vorzüge vor all den anderen Hölzern. Die Dichte, das Wachstum, die Oberfläche. Und für mich steht die Eiche als Symbol gegen die Vergänglichkeit.

 

Für welche Ihrer Sehnsüchte sind Form und Farbe Ausdruck?
Die Form steht für die Sehnsucht nach Intensität, nach Tiefe, nach Gewichtigkeit.
Die Farbe für die Sehnsucht nach Leichtigkeit und Unbeschwertheit und die Begegnung mit der Emotion.


Wer oder was inspiriert Sie?
Meine Biographie und die privaten und beruflichen Baustellen. Die Künstler Ulrich Rückriem, Barnett Newman, um nur zwei ihrer Gattung zu nennen.

Welche speziell?
Die entscheidenden Dinge im Leben sind doch meistens die Kreuzungen, an denen es zum Crash (Krankheit, Arbeitsplatzverlust, Beziehungsende) kommt. Und hier hat man die Chance, die Weichen in die Zukunft neu zu stellen.


Sind Ihre Kunstwerke Auseinandersetzung mit Vergangenem oder Aufbruch zu Neuem?
Meine Arbeiten haben wenig mit Aufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung zu tun. Sie stehen eher für die Konfrontation mit dem Neuen und dem nicht Fassbaren.

 

Was treibt Sie an - Intellekt oder Gefühl?
Tendenziell werde von dem Impuls getrieben, der aus der Tiefe meiner Empfindung kommt. Der Kopf aber setzt die Akzente.


Zweifler oder Träumer - zu welcher Gattung zählen Sie?
Träumer, eindeutig Träumer mit starkem Macherimpuls

 

Der Mensch besitzt nichts Edleres und Kostbareres als die Zeit - was halten Sie dagegen?
Freundschaft und Begegnung. Den Satz „Ubi amici, ibi opes“ (Wo Freundschaft ist, ist Reichtum.) habe ich zu meinem Lebensmotto gemacht.


Haben Ihre Kunstwerke eine Botschaft, oder liegt die Bestimmung beim Betrachter?
Eindeutig beim Betrachter. Ich habe selten eine Botschaft Ich meine, dass der Betrachter sich mit der Arbeit auseinandersetzen kann und für sich entscheiden, welche Facetten der Arbeit für ihn von Bedeutung sind.

 

Ihre Werke laden zum Anfassen und Berühren ein.
Ja, das ist ein sehr sinnlicher und erotischer Vorgang, den der Betrachter mit dem Kunstwerk erfährt.

Welche Herausforderung beflügelt und ängstigt Sie zugleich?
Sich an Arbeiten heranzutrauen, die noch nicht organisch gereift sind. Den Mut zu haben, neue Erfahrungen zu machen und das Risiko einzugehen, nicht zu wissen, wie das Resultat ankommt. Es ist das Spannungsfeld, das beflügelt und zugleich ängstigt, das für den Künstler aber den nötigen Treibstoff hergibt.


Wie verhalten Sie sich bei einem Motivationstief?
Ich geh auf meinen Hochsitz und schaue mir von oben an, wie es vorbeizieht.


Welche Phase ist für Sie befriedigender - die Phase des Gestaltens, oder das Resultat - das fertige Werk?
Für mich ist es der Schaffensprozess, den ich als lustvoll und befriedigend erlebe. Während des Prozesses bin ich vollkommen eins mit der entstehenden Arbeit und das ist mein ganz persönlicher Ertrag.


Die Anerkennung von welcher Person aus Kunst und Kultur würde Sie glücklich machen und warum?
Mich interessieren die Menschen generell. Gleich welcher Herkunft und welchen Standes. Überhaupt Feedback zu bekommen von Menschen, macht mich froh. Besonders freut mich natürlich, wenn meine Arbeiten eine positive Resonanz finden.


Welchen Stellenwert Ihrer Kunst wünschen Sie sich bei den nachfolgenden Generationen?
Unforgetable


Was nervt am heutigen Kunstbetrieb, was gefällt?
Die Kunst hat ihre Aufgabe verloren, wenn sie sich weiterhin überwiegend in den Museen aufhält. Die Kunst muss von ihrem elitären Sockel runter, wenn sie ihre Verantwortung, so wie ich sie verstehe, in der Gesellschaft wahrnehmen möchte.

Das Interview führte Brigitte Hort, 2010.

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Klaus_Berschens-2010-Selbstauskunft.pdf
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